Auch wenn sich das Fertighaus in Deutschland zunehmender Beliebtheit erfreut, werden die meisten Eigenheime nach wie vor in Massivbauweise errichtet. Der Anteil der Massivhäuser bei Neubauten liegt laut einer Pressemeldung von Destatis aus dem Juni 2024 zur Zeit bei knapp 75 %. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Tendenziell setzt man in ländlichen Gebieten stärker auf die traditionelle Bauweise als in urbanen Regionen und in Süddeutschland. Dort steigt der Fertighaustrend mehr als im Norden oder Osten, wo das Massivhaus nach wie vor am beliebtesten ist.
Dabei ist Massivhaus nicht gleich Massivhaus. Die Massivbauweise eröffnet verschiedene Möglichkeiten des Bauens – wir geben Ihnen hier einen Überblick über den Hausbau Stein auf Stein sowie andere Massivbauweisen.
Was versteht man genau unter der Massivbauweise?
Umgangssprachlich wird als Massivhaus oft ein Bau bezeichnet, der aus Mauerwerk oder Beton errichtet wird. Vielfach bezieht man sich dementsprechend auf die traditionelle Bauweise "Stein auf Stein" vor Ort auf der Baustelle. Typische Baustoffe sind Mauerwerk (Ziegel, Porenbeton, Kalksandsteine, Leichtbetonsteine, Betonwerksteine, Natursteine), Leichtbeton, (Stahl-)Beton und Beton – als besonders moderne Variante als massives Haus aus dem 3D-Drucker.
Demgegenüber steht der Fertighausbau, bei dem Bauelemente vorgefertigt sind und häufig aus Holz bestehen. Die Massivbauweise fußt folglich auf dem Werkstoff Stein oder anderen massiven Baumaterialien im Gegensatz zum Leichtbau beziehungsweise Holzbau. Trennscharf ist diese Unterscheidung nicht. Denn es gibt auch Massivhäuser, die nicht aus Stein bestehen, sondern beispielsweise aus Holz (Massivholzbau) – denken Sie auch an die Blockbauweise mit massiven Holzstämmen – oder bei denen anders gebaut wird als Stein auf Stein (Elementbau). Genauso findet man Fertighäuser mit massiven Bauelementen (vorgefertigte Wände aus Beton, Stein oder Ziegeln).
Etwas abstrakter, dafür genauer ist die Abgrenzung nach Funktionen. Bei der Massivbauweise übernehmen alle Bauteile sowohl tragende als auch raumschließende Funktionen. Dadurch kann auf eine eigene Trage-Konstruktion verzichtet werden. Dem gegenüber steht der Skelettbau. Hier sind tragende Funktion und raumschließende Funktion getrennt. Ein – zwingend nötiges – Skelett aus Holz (Fachwerkbau), Stahl oder (Stahl-)Beton dient als Tragekonstruktion. Die raumschließenden Teile werden anschließend in die Zwischenräume eingefügt.
Wir betrachten im Folgenden den Massivbau näher und berücksichtigen dabei beide Definitionen.
- Mischbauweisen - Massivholzbau und Elementbau
- Holzrahmenbau und Holztafelbauweise - Konstruktion, Dämmung und Kosten
- Holzständerbauweise und Skelettbauweise - Konstruktion, Dämmung und Kosten
- Das Fachwerkhaus als Inspiration heutiger Bauweisen
- Modulbau - Zukunft des Hausbaus?
- Was ist ein Fertighaus? - Die Grundlagen verständlich erklärt
Massivbauweise: Vor- und Nachteile im Überblick
Massivbauweise Vorteile
Große Individualität und Gestaltungsfreiheit: Jede Wand ist tragend, auch noch während der Errichtung des Hauses können kleinere Anpassungen vorgenommen werden
Hohe Wertstabilität und Beständigkeit: Massivhäuser haben eine noch etwas längere Lebensdauer als Fertigbauten und einen hohen Wiederverkaufswert
Praktische Materialeigenschaften: Moderne Massivbauten aus Stein oder Beton bieten automatisch guten Schallschutz und sind – mit entsprechender Wärmedämmung – wärmeisolierend
Eigenleistungen sind möglich: Je nach Ausbaustufe kann beim Massivhausbau Eigenleistung kostensparend eingebracht werden
Massivbauweise Nachteile
Lange Bauzeit: ein Massivhaus in konventioneller Bauweise braucht stets länger als ein Fertighaus, allerdings nur was die reine Errichtung (Rohbau) des Hauses betrifft – Planungs- und Nachbereitungsphase sind bei beiden Bauweisen identisch
Geringe Planungssicherheit: anders als bei der Fertigbauweise kann die Bauphase eines Massivhauses zeitlich nicht genau festgelegt werden – es gibt keinen festen Fertigstellungstermin. Auch die Kostenkalkulation ist bei der Massivbauweise schwieriger, da in der Regel mehrere Baufirmen für die Gewerke zuständig sind.
Mehr Aufwand: wenn das Massivhaus nicht “aus einer Hand” kommt und viele verschiedene Gewerke koordiniert werden müssen, erhöht sich Ihr Aufwand
Wie wird ein Haus in Massivbauweise gebaut?
Haus in Massivbauweise mit einer Architektin
Viele Architektenhäuser werden in Massivbauweise geplant – das gilt zumindest für das typische Ein- oder Zweifamilienhaus, aber auch für eine Vielzahl an sonstigen Wohngebäuden. Beim Architektenhaus plant der Architekt das Gebäude komplett nach Wünschen der Bauleute und verantwortet sehr oft auch die bauliche Umsetzung. Dabei kommt bevorzugt die traditionelle Bauweise "Stein auf Stein" zum Einsatz. Damit lassen sich sehr individuelle und auch ausgefallenere Bauwünsche gut umsetzen.
Nicht nur in Massivbauweise und in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Architektur-Büro lässt sich ein solch hochgradig individuell geplantes Haus umsetzen, dies ist auch gemeinsam mit der Architekturabteilung eines Hausanbieters und ebenso in Fertigbauweise möglich.
Hausbau Stein auf Stein mit einem Anbieter
Massivhäuser werden auch von vielen Hausanbietern errichtet, die einen kompletten Hausbau anbieten und sich um die Koordinierung der einzelnen Gewerke kümmern. Sie schließen dann einen Bauvertrag zu einem bereits weitgehend durchgeplanten Haus in Massivbauweise mit standardisierter Gestaltung ab, die entsprechend Ihren Wünschen angepasst wird. Dabei kann sowohl die konventionelle Bauweise genutzt werden als auch der Bau mit Bauelementen. Manchmal erfolgt auch eine Kombination aus beidem. Bei einem massiven Fertighaus werden die benötigten Bauteile vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle zusammengefügt. Handelt es sich jedoch um ein klassisches Massivhaus, so wird das Haus von Grund auf Schritt für Schritt auf Ihrem Bauland errichtet.
Welche Ausbaustufen gibt es bei Massivbauweise?
Massivhäuser von Hausanbietern werden in unterschiedlichen Ausbaustufen angeboten. Je nach Ausbaustufe sind Sie dabei gefordert, Eigenleistungen zur Fertigstellung des Bauwerks zu erbringen bzw. die nicht enthaltenen Leistungen in Eigenregie zu beauftragen. Allgemein unterscheidet man zwischen den folgenden Ausbaustufen:
Wie nachhaltig ist ein Massivhausbau?
Bei der Nachhaltigkeit sind grundsätzlich zwei Fragen zu beantworten: Wie nachhaltig ist die Bauweise und wie nachhaltig ist das fertige Bauwerk?
Bauweise
Hier weist die Massivhaus Bauweise (Stein auf Stein) Nachteile im Vergleich zur Fertigbauweise auf. Bei Fertigbauten wird wegen des höheren Standardisierungsgrades nicht so viel Material verbraucht, es entstehen weniger Abfälle. Auch die Frage der Abfallentsorgung stellt sich in geringerem Maß. Außerdem verkürzt sich die Bauzeit drastisch. Das bedeutet geringeren Baustellen-Verkehr und daher weniger Lärm, weniger Abgase und weniger Schmutz.
Die CO2-Bilanz der Massivbauweise ist tendenziell ungünstiger als beim Fertigbau, allein schon weil nur wenig Holz verbaut wird. Hinzu kommt, dass bei der Produktion von Ziegeln und Steinen für das Massivhaus sehr viel Energie und Wasser benötigt wird, was sich ebenfalls nachteilig auf die Umwelt auswirkt. Dennoch arbeiten Massivhaushersteller kontinuierlich daran, die beliebte Bauweise nachhaltiger zu gestalten und auch Baustoffe mit einem geringen CO2-Verbrauch zu entwickeln und einzusetzen.
Bauwerk
Für die Umweltbilanz des eigentlichen Bauwerks zählt vor allem das verwendete Baumaterial und seine Verarbeitung, weniger die Frage der Bauweise. Holz als Baustoff besitzt als nachwachsender Rohstoff besonders günstige Eigenschaften und bindet CO2. Das können andere Baumaterialien nicht. Bezüglich der Energieeffizienz des Hauses besteht kein gravierender Unterschied zwischen den einzelnen Baustoffen, wenn eine gute Wärmedämmung integriert ist. So erfüllen Massivhäuser auch die aktuellen Energiestandards des GEG.
In puncto Haltbarkeit gelten Massivbauten als langlebiger im Vergleich zu Fertigbauten. Moderne Fertighäuser stehen dem Massivhaus hier aber nicht mehr wirklich nach.
Wie viel kostet ein Hausbau Stein auf Stein?
Diese Frage nach den Kosten eines Hauses in Massivbauweise lässt sich pauschal nicht beantworten. Es kommt immer auf die Größe, die Ausbaustufe, die Ausgestaltung und die Ausstattung, aber auch die Bauregion an. Als Orientierung – mit deutlichen Abweichungen nach oben oder unten – gilt ein reiner Baukostenwert von rund 2.000 Euro/qm für ein durchschnittliches Massivhaus.
- Bei standardisierten Angeboten von Massivhäusern können die Kosten niedriger sein.
- Besondere Wünsche und Gestaltungen, die aus dem Rahmen fallen, verteuern die Baukosten. Für ein individuell geplantes Architektenhaus ist fast immer mehr zu zahlen als für ein vorgeplantes Haus ohne große Anpassungen. Dafür besitzen Sie auch ein Unikat.
- Mit Häusern in einer niedrigeren Ausbaustufe lässt sich Geld sparen. Einsparungen beziehen sich aber nur auf die Lohnkosten und die eigene Zeit und Arbeit sind gegenzurechnen. Mehr als 10 % günstiger wird es meist nicht.
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Zum BudgetrechnerStein auf Stein & andere Massivbauweisen: Häufige Fragen
Artikel veröffentlicht am 30. August 2019, zuletzt überarbeitet am 21. Oktober 2024