

Mitunter erhalten wir die Frage von Usern: Wo und wie kann ich ein Musterhaus als Schnäppchen erwerben? Die Frage ist berechtigt - und oft auch noch "garniert" mit dem Hinweis: "Ich hab' da mal was im Fernsehen drüber gesehen." Nun muss man wissen, dass vieles, was im Fernsehen zu sehen ist, getürkt oder aus dramaturgischen Gründen geschönt oder verwässert ist. Wir haben uns deshalb einmal umgehört.
Wichtigstes Ergebnis: Es gibt keine "Musterhaus-Börse", aber warum eigentlich nicht? Weil die Firmen solche Häuser quasi "wie von selbst" verkaufen - wenn überhaupt. Bevor Sie sich mit dem Gedanken tragen, ein Musterhaus zu kaufen, lesen Sie aber unbedingt und intensiv die beiden nächsten Absätze.
Wenn Sie tatsächlich ein Musterhaus irgendwo abbauen können, so können Sie es noch lange nicht irgendwo anders wieder aufstellen. Zunächst einmal ist der Aufbau eines gebrauchten Hauses an einer anderen Stelle baurechtlich ein Neubau. Es muss also eine Baugenehmigung eingeholt werden und alle Abläufe sind so zu durchlaufen, wie in unserem Beitrag geschildert. Es kann Ihnen nämlich schlichtweg untersagt werden, dieses Haus aufzustellen.
Das kann zwei Gründe haben.
Ein demontiertes Fertighaus ist kein Fertighaus mehr, sondern - wenn die Hülle wieder steht - ein Ausbauhaus.
Rechnen Sie Demontage, Kranwagen, Transport, Fertighausmontage und viele Ausbauarbeiten hinzu, rechnet sich das Ganze nur, wenn Sie selbst ein sehr guter Heimwerker sind und Ihnen erfahrene Fachleute zur Hand gehen.
Wenn überhaupt Musterhäuser als Ganzes an einem bestimmten Standort verkauft oder aber Musterhäuser irgendwo abgebaut werden, dann geht die Nachricht natürlich zunächst innerhalb der Firmen wie ein Lauffeuer um. In der Regel melden sich dann ganz von alleine Betriebsangehörige, die entweder das Haus an diesem Standort kaufen wollen oder die sich ganz besonders für die Abbau-Variante interessieren. Und da man ja vom Fach ist, hat man Kollegen, Zimmerleute und andere Bauspezialisten zur Hand, die das Haus demontieren. Einen Kran kann man sich leihen, den LKW für den Weitertransport leiht einem (vielleicht) der Arbeitgeber. Die Neumontage besorgt man dann wieder mit dem Kollegenteam.
Um Streit unter den Mitarbeiter/innen zu vermeiden, schreiben manche Firmen das Musterhaus intern aus gegen Höchstgebot. Alle Mitarbeiter werden also durch Aushang oder Rundbrief unterrichtet "Musterhaus in Bamberg-Süd zu verkaufen, Mindestgebot 55.000 Euro". Ein Verfahren also wie bei "ebay" - nur nicht für jedermann zugänglich gemacht.
Musterhaus-Ausstellungen sind keine Einrichtungen für die Ewigkeit. Vielmehr lassen die Gemeinden/Städte eine solche Ausstellung nur befristet zu. Nach 10, 15 oder 20 Jahren müssen die Zäune, die die einzelnen Grundstücke umgeben, abgebaut und die Häuser an Interessenten verkauft werden. Aus dem Musterhauspark wird dann eine richtige Wohnsiedlung.
An Kaufwilligen herrscht kein Mangel. Die Interessenten erfahren bei ihren Besichtigungen, dass die Ausstellung bald aufgegeben wird und wenden sich von sich aus an die Hersteller, die oft in diesen Häusern auch eigene kleine Verkaufsbüros unterhalten. Manchmal inserieren die Hersteller aber auch wie bei ganz normalen Bauobjekten.
Der eine oder andere Hersteller wechselt nach sieben oder acht Jahren den Haustyp aus. Auf die bestehende Bodenplatte kommt dann ein neues Haus in anderer (modernerer) Optik. Wenn der Trend auf einmal Richtung Holzhaus geht, dann wird eben das verputzte Haus ab- und ein Haus mit Holzfassade aufgebaut. Das verputzte Haus wird dann entweder entsorgt oder an einen Interessenten verkauft.
In letzterem Fall haben die Hersteller auch keine großen Probleme, einen Käufer zu finden. Entweder meldet sich von sich aus ein Besucher der Ausstellung, der den Aushang gesehen hat - oder es meldet sich ein Betriebsangehöriger (siehe voriger Absatz). Der kauft das abzubauende Haus vielleicht noch nicht einmal für sich, sondern vermittelt es an Freunde und Verwandte.
Es stehen viel mehr einzelne Musterhäuser in der Landschaf, als in Musterhausparks. Diese sind besonders gut ausgestattet (man will ja einen guten Eindruck auf die Besucher machen) und werden fast immer mit allem Mobiliar und allen Ausstattungsteilen verkauft - Einbauküche und Badausstattung inklusive.
Da ein Zimmer dieser Häuser fast immer als Verkaufsbüro genutzt wird und auch über die Jahre ein gewisser Besucherstrom durch das Haus geht, nutzt sich dieses natürlich ab. Das wirkt sich etwas auf den Preis aus - aber nicht dramatisch. Denn andererseits braucht der Käufer nichts mehr zu tun. Selbst die Gardinen hängen und der Garten samt Gehweg und Terrasse ist angelegt.
Freistehende Fertighäuser oder Massivhäuser können drei, fünf oder sieben Jahre als Beratungshäuser genutzt worden sein, ehe man sie in den Verkauf bringt. Da nutzt sich schon einiges ab, obwohl die Hersteller natürlich solche Abnutzungserscheinungen durch neue Teppichböden und neue Anstriche innen und außen mildern. Aber die Einbauküche ist dann eben doch sieben Jahre alt und der Baustil vielleicht auch nicht mehr so, wie er heutzutage im Trend liegt. Das muss also berücksichtigt werden. Möglicherweise entspricht auch die alte Heizungsanlage nicht mehr den heutigen Anforderungen.
Nehmen wir einmal an, Sie gehören zum winzig kleinen Kreis, der ein Musterhaus kaufen und woanders wieder aufstellen kann. Was können Sie von den Fertighausanbietern erwarten? Dies ist von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich.