Baustelle im Winter

Haus bauen im Winter - was muss beachtet werden?

Von Clara Flemming Am 6. Januar 2021
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Wer in Deutschland ein Haus baut, für den kann der Winter zum Hindernis werden. Niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit bergen einige Risiken, die den Hausbau beeinträchtigen, verzögern und sogar schädigen können. Wir erklären, wie Sie sich als Bauherr am besten bei Wintereinbruch verhalten und Ihren Bau schützen können.

Massivhäuser sind am meisten gefährdet

Generell treten Bauprobleme durch Winterwetter fast nur bei Massivhäusern auf, da diese über einen längeren Zeitraum Stein auf Stein errichtet werden. Beim Fertighausbau, erfolgt die Hausaufstellung innerhalb von wenigen Tagen, da die Bauteile witterungsunabhängig im Werk vorgefertigt werden. In der Regel wählen Fertighausanbieter Stelltage außerhalb der Wintermonate, um eine reibungslose Montage zu gewährleisten.

Kann man auch im Winter bauen?

Die Antwort lautet: es kommt drauf an.

Während man früher sämtliche Arbeiten auf dem Bau im Winter pausiert hat, wird heute aufgrund innovativer Techniken und Materialien vermehrt weitergearbeitet. Für viele Bauherren hat die schnelle Errichtung ihres Hauses oberste Priorität. Geplante Fertigstellungstermine sollen möglichst eingehalten werden, damit keine finanziellen Verluste durch einen späteren Einzug entstehen. Daher ist es heutzutage nicht unüblich, auch im Winter den Bau fortzusetzen.

Gerade wenn die Temperaturen über fünf Grad Plus liegen, ist ein Hausbau meist problemlos möglich. Jedoch sollten Rohbau und Baumaterialien vor Nässe und Nachtfrost ausreichend geschützt werden, damit keine Schäden auftreten.

Kann man einen Hausbau unter 5 Grad fortführen?

Ursprünglich wurde bei Temperaturen unter fünf Grad Celsius der Bau gestoppt. Grund dafür sind die sich ändernden chemischen Prozesse in den Baustoffen. Zum Beispiel kann Beton unter fünf Grad nicht optimal aushärten, vor allem dann nicht, wenn Wasser im Beton gefriert. Zudem können bei zu kalten Temperaturen Lecks in Wasserleitungen entstehen und bei zusätzlich starker Nässe können im schlimmsten Fall sogar die Mauerwerkssteine zerfallen.

Mit die größten Schadenverursacher beim Bauen im Winter sind Schimmel und Algen, die sich im Mauerwerk festsetzen und sich bei Feuchtigkeit schnell vermehren.

Soll ein Hausbau dennoch unter + 5°C fortgeführt werden, sollten Sie Folgendes beachten:

  1. Die Baustelle während Kälteperioden mit Folie abdecken.
  2. Öffnungen im Rohbau (Fenster- und Türaussparungen) mit sturmfester Folie verschließen.
  3. Drainagen einrichten, damit eindringendes Wasser direkt abfließen kann.
  4. Beim Innenausbau die Dachbodenluke geschlossen halten, damit kein Schimmel in den Dachbalken entsteht.
  5. Auf bereits gefrorenes Mauerwerk auf keinen Fall weiterarbeiten! Die Steine müssen zunächst vollständig trocknen oder ausgetauscht werden.
  6. Warmes Wasser und Frostschutzmittel können mitunter eingesetzt werden.
  7. Abwechselnd heizen und lüften, um Schimmelbildung zu verhindern.
  8. Baustelle beheizen, damit die Bauarbeiter überhaupt ihre Leistungen in den Wintermonaten erbringen können.
Kosten abschätzen

Sie sollten bereits vor Wintereinbruch abwägen, was kostenintensiver ist: ein Baustopp mit verzögertem Fertigstellungs- und Einzugstermin oder ohne Winterpause mit speziellen Materialien und erhöhten Heizkosten weiterarbeiten. Beachten Sie zudem, dass die erhöhten Energiekosten im Winter von ca. 1.000 Euro noch überschaubar sind, im Vergleich zu einer späteren Schimmelsanierung von rund 8.000 Euro.

Welche Arbeiten am Haus sollten im Winter nicht durchgeführt werden?

  • Sämtliche Bodenarbeiten, da der Boden bei Minusgraden zunächst gefriert und bei Plusgraden dann matschig wird
  • Dämmarbeiten, da Materialien wie Steinwolle bei feuchter Umgebung ihre Dämmwirkung verlieren können
  • Arbeiten mit Beton, Putz und Mörtel, da diese Materialien Wasser beinhalten, was gefrieren würde
  • Arbeiten mit Farben und Kleber, da diese ebenfalls nicht bei kalten Temperaturen binden und halten

Es gibt zwar spezielle Zusatzstoffe, die kälteempfindlichen Materialien beigefügt werden können, um eine Verarbeitung auch unter der 5-Grad-Grenze zu ermöglichen, jedoch empfiehlt es sich gerade bei Arbeiten mit Beton, Putz und Mörtel auf wärmere Temperaturen zu warten.

Rohbauarbeiten um den Gefrierpunkt einstellen

Verzichten Sie bei Temperaturen unter 0 Grad auf jegliche Bauarbeiten, bei denen wassergebundene oder wasserlösliche Baustoffe zum Einsatz kommen. Diese können um den Gefrierpunkt nicht richtig fest werden, bröseln und bilden folglich schneller Risse beim Trocknen. Beispielsweise führt nicht richtig ausgehärteter Mörtel zu gravierenden Mängeln im Mauerwerk. Die Folge ist eine Bauverzögerung, die länger dauert als eine eingehaltene Winterpause.

Welche Arbeiten am Haus können im Winter durchgeführt werden?

Es gibt auch Arbeiten, die unter dem Grenzwert von + 5 Grad ausgeführt werden können, wenn es sich dabei um nicht kälteempfindliche Materialien handelt. Dazu gehören u.a.:

  • Einbau von Fenstern
  • Verlegung des Estrichs (meist vor Weihnachten, damit dieser vollständig trocknen kann)
  • Sämtliche Arbeiten beim Innenausbau (sofern die Heizung bereits einsatzfähig ist)

Wer ist für den Winterschutz der Baustelle verantwortlich?

Lesen Sie in Ihrem Bauvertrag, wer die Verantwortung für den Schutz im Winter trägt. In der Regel kommt der Bauträger oder die Baufirma für die Absicherung vor Kälte und Nässe auf. Dennoch gibt es auch Verträge, in denen explizit der Bauherr zur Verantwortung gezogen wird. Damit Sie keine bösen Überraschungen erleben, sollten Sie also den Vertrag prüfen. Zusätzlich ist es ratsam, dass Sie sich bereits vor Wintereinbruch mit der Baufirma über zusätzlich anfallende Kosten verständigen und einigen.

Fazit: Das Risiko gering halten und warten

Gehen Sie lieber kein zu großes Risiko ein im Winter. Bei Grenzfällen empfiehlt es sich, lieber einen Baustopp einzulegen, anstatt Bauarbeiten zu überstürzen. Ansonsten kann es zu einem unerwünschten Ergebnis führen oder im schlimmsten Fall können langfristige Schäden entstehen. Darüber hinaus führt ein Weiterbau in den Wintermonaten zu höheren Baukosten, durch vermehrtes Heizen, hoher Materialeinsatz von Planen und besonderen Baustoffen und Maschinen.

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