
Eigenleistungen - wie Sie Ihre Baukosten drücken können
Die sogenannte "Muskelhypothek", ein Schlagwort aus den 70er Jahren, ist immer noch eine effektive, wenngleich auch anstrengende Möglichkeit, die Baukosten zu verringern. Ausschlaggebend für sinnvolle Eigenleistungen sind:
- handwerkliches Geschick
- ausreichend Zeit
- Wahl der Baukonstruktion
- Verfügbarkeit der Baumaschinen und Werkzeuge
- Anzahl der Helfer.
Nach Klärung dieser Rahmenbedingungen muss geprüft werden, wo das größte Einsparpotential liegt.
Was ist eine Muskelhypothek?
Wenn Sie beim Bau Ihres Hauses Eigenleistung anbringen, so bezeichnet man dies auch als Muskelhypothek. Als Bauherr können Sie so zum einen die Darlehenssumme senken, denn einige Banken stufen die Muskelhypothek als Eigenkapital ein. Zum anderen erhalten Sie im Idealfall günstigere Zinskonditionen für den Kredit. Fällt nämlich der Darlehenswert unter die Beleihungsgrenze von 60 Prozent, vergeben Banken in den meisten Fällen einen attraktiven Sollzinssatz.
Um die Eigenleistung als Eigenkapital anbringen zu können, müssen Sie der Bank vorrechnen, welchen Wert Sie durch eigene Arbeiten sparen im Vergleich zur Ausführung durch eine Handwerksfirma. Wichtig ist dabei, dass Sie realistische Werte angeben, damit die Bank Ihnen die Muskelhypothek gewährt. In der Regel akzeptieren Banken bis zu 15 Prozent der Baukosten als Eigenleistung.
Laut einer Aussage des Bauherrenschutzbundes lassen sich durch Eigenleistung ca. 10.000 bis 25.000 Euro beim Darlehen sparen.
Berechnung der Muskelhypothek
Übersicht zu den Gesamtkosten eines Hauses
Zunächst muss man wissen, wie sich die Gesamtkosten eines Wohnhauses zusammensetzen. Dies wird am Beispiel für ein freistehendes Einfamilienhaus, voll unterkellert und in Massivbauweise errichtet, dargestellt. Die Tabelle zeigt auf, welcher Anteil der Kosten beim Baumaterial und welcher bei den Lohnkosten liegt. Nun kann jeder Bauherr selbst ausrechnen, was er eventuell in Eigenarbeit erledigen und wieviel Geld er damit sparen kann.

Mögliche Eigenleistungen beim Rohbau
Aus der dargestellten Tabelle geht klar hervor, dass bereits die Hälfte der Baukosten in den Gewerken für den Rohbau verschwindet (Erd-, Mauer-, Beton-, Zimmerarbeiten, Dachdecker, Klempner). Da hier der Lohnkostenanteil ebenfalls erheblich ist, werden sich Eigenleistungen stark bemerkbar machen.
Aber Achtung: Viele der Arbeiten verlangen ein Fachwissen, spezielle Maschinen und Werkzeuge. Es wäre völlig unrealistisch, beispielsweise die Erdarbeiten in Handarbeit auszuführen und den Fundamentbeton in der Maschine selbst zu mischen.
Konzentrieren Sie sich auf Arbeiten, die ohne größere technische Hilfsmittel auskommen und die nachfolgenden Gewerke bei Verzögerungen nicht behindern. Dazu gehören zum Beispiel:
- Graben von Rohrgräben
- Verlegen von Abwasserleitungen einschließlich Einsanden
- Mauern von nichttragenden Innenwänden
- Beihilfe beim Dachdecken und bei der Lattung
- Mithilfe beim Abbund des Dachstuhls. Hier kann auch bei der richtigen Konstruktion auf den Einsatz von Holzschutzmitteln verzichtet werden. Das ist umweltfreundlich und spart Kosten.
Mithelfen beim Innenausbau
Türen und Fenster einsetzen
Selbst Türen zu fertigen wird niemand ernsthaft überlegen, der Einbau der Türen hingegen ist von einem durchschnittlich begabten Heimwerker machbar. Damit das reibungslos klappt, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Breite und Höhe der Türen müssen ein Normmaß haben. Als Türrahmen sind Umfassungszargen zu wählen. Der umweltbewusste Bauherr wird darauf achten, dass keine Schäume, sondern eine mechanische Befestigung in Verbindung mit Pflanzenfasern verwendet werden.
Elektroarbeiten vornehmen
Beim Verlegen von Elektroleitungen fallen viele einfache Arbeiten an. Vereinbaren Sie mit dem Elektroinstallateur einen Sonderpreis dafür, dass Sie z.B. die Leitungsschlitze selbst fräsen.
Böden verlegen
Verlegen der Bodenbeläge ist einer der letzten Arbeitsgänge im Bauablauf und muss exakt ausgeführt werden Sie können den Bodenbelag direkt nach dem handwerklichen Geschick oder der Vorliebe für ein bestimmtes Material aussuchen. Beim Verlegen eines Holzbodens aus Holzdielen beträgt die Einsparung der Lohnkosten etwa 35 Euro pro Quadratmeter. Nochmals fünf Euro kommen hinzu, wenn Sie den Boden selbst ölen und wachsen.
Fliesen verlegen
Fliesen verlegen ist längst kein technisches Geheimnis mehr. Man kann nicht nur beim Verlegen in Eigenleistung Geld sparen (ca. 25 Euro pro Quadratmeter), sondern auch damit, dass man Restposten verwendet. Hochwertiges Material ist oft für weniger als 10 Euro/Quadratmeter zu haben. Dies gilt natürlich auch für Natursteine wie Granit, Marmor etc.
Wände und Decken Malern
Malerarbeiten dürften die wohl häufigsten und beliebtesten Eigenleistungen sein. Aber auch hier will sparen gut vorbereitet sein. Nicht jede Billigfarbe ist für jeden Untergrund geeignet. Günstig sind Innenputze, die mit Silikatfarben gestrichen werden können. Tapeten können so ganz entfallen und Silikatfarben können beliebig oft überstrichen werden. Sehr viel einfacher malt es sich übrigens mit hochwertigen Farben, die oftmals schon nach einem Anstrich perfekt decken.
Grundstück und Haus mit anderen teilen
Wer ein Haus auf einem Gemeinschaftsgrundstück baut, spart bereits Geld und kann gleichzeitig noch bei den Eigenleistungen sparen. Mehrere Gruppen können parallel zueinander verschiedene Arbeiten durchführen. Neben der Zeitersparnis können auch bessere Konditionen bei großen Mengen ausgehandelt werden. Lassen Sie sich beim Baustoffhändler ein Baukonto einrichten, das mit der Summe der gekauften Materialien einen wachsenden Nachlass auf die Listenpreise festlegt. Auch über Lieferung "frei Haus" lässt sich dann verhandeln.