Strohballen

Was ist ein Strohballenhaus?

Von Clara Flemming Am 3. September 2020

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Häuser mit Hilfe von Stroh zu bauen, ist keine neue Methode. Die Idee stammt aus den USA, wo bereits Ende des 19. Jahrhunderts das Abfallprodukt für den Hausbau eingesetzt wurde. Um genauer zu sein in dem Bundesstaat Nebraska, der von Landwirtschaft lebt, in dem jedoch kaum Wälder und folglich kaum Holz vorzufinden ist. Not macht erfinderisch: entwickelt wurde eine Strohballenpresse, die die Erntereste zu großen Blöcken formte. Diese konnten dann nach dem Stein auf Stein Prinzip zu Häusern zusammengefügt werden. Man spricht hierbei auch von einer lasttragenden Bauweise, da die Strohballen neben der Dämmung allein für die Statik verantwortlich sind.

Heutzutage wird die Strohballenbauweise zunehmend beliebter. In Europa wurde sie bisher vor allem in den Niederlanden, Österreich, Polen und der Schweiz eingesetzt. In Deutschland ist sie eher unbekannt, was sich aber sicherlich in der Zukunft ändert, denn das Bauen mit Stroh birgt viele Vorteile.

Wie wird ein Strohballenhaus gebaut?

Für die Errichtung eines Strohballenhauses gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. Lasttragende Bauweise: Die Ballen werden gepresst und als lasttragende Konstruktion übereinander gestapelt (ursprüngliche Strohballenbauweise).
    Die Ballen allein sind für die Statik verantwortlich.
  2. Ständerbauweise: Die Strohballen werden in die Gefache eines tragenden Holzständerwerks gefüllt (moderne Strohballenbauweise)
    Das Ständerwerk aus Holz dient als statisches Gerüst.

Letzteres ist heutzutage die bevorzugte Variante für den Hausbau, da hier die Last durch das Ständerwerk getragen wird, was den Bau mehrgeschossiger Häuser ermöglicht. Da bei der zweiten Variante zunächst das gesamte Gerüst inklusive Dach errichtet wird, können die Ballen witterungsunabhängig eingesetzt werden und dienen primär der Wärmedämmung.

Vor Nässe schützen

Bei der Errichtung von Stohballenhäusern sollte dennoch darauf geachtet werden, dass das Stroh zunächst vollständig getrocknet wurde, trocken gelagert wird und vor der Befüllung in das Ständerwerk nicht nass wird. Jegliche Feuchtigkeit kann zu Schimmel führen.

Ausführliche Informationen zur Holzständerbauweise

Gegen Feuer und Feuchtigkeit geschützt

In der Regel wird ein Strohballenhaus mit Lehm verputzt, wodurch ein optimaler Brandschutz (Brandschutzklasse F90) gewährleistet wird. Lehm schützt außerdem vor Feuchtigkeit und beugt so Schimmel vor. Durch die komplette Verputzung braucht man ebenfalls keine Angst davor zu haben, dass sich Tiere in dem Stroh einnisten. Um Witterungseinflüssen ausreichend stand zu halten, sollte eine vorgehängte Fassade an der Wetterseite angebracht werden. An den anderen Außenwänden genügt eine Kalkschicht auf dem Lehm.

Darüber hinaus benötigen Strohballenhäuser eine Fundamentplatte mit Feuchtigkeitssperre, damit keine Feuchtigkeit aus dem Erdreich aufsteigen kann und ein Dach mit weitem Überstand, um auch Regen keine Chance zu geben, in die Wände einzudringen.

Vorteile und Nachteile der Strohballenbauweise

Strohballenhaus Vorteile

  • Nachwachsendes & regionales Material

  • CO2-neutral wie Holz & recylbar

  • Sehr geringer Primärenergiebedarf (muss nicht bearbeitet werden)

  • Sehr gute Wärmedämmung & Schallschutz

  • Gesundes Raumklima

  • Für Energieeffizienzhäuser geeignet

  • Für den Selbstbau geeignet (Eigenleistung)

Strohballenhaus Nachteile

  • Aufwändige Bauweise

  • Kostenintensiver als andere Bauweisen

  • Längerer Planungszeitraum, da geeignetes Stroh nicht immer verfügbar ist

  • Schimmelanfällig bei Feuchtigkeit

  • Dach mit weitem Überstand wird benötigt

Stroh als Abfallprodukt sinnvoll nutzen

Würde man ein Fünftel des Strohs, das in Deutschland nach einer Ernte übrig bleibt, für den Bau von Einfamilienhäusern einsetzen, könnte man ca. 350,000 Eigenheime bauen. (Hochrechnung des Fachverbandes Strohballenbau Deutschland - kurz FASBA).

Doch nicht jedes Stroh kann für den Hausbau genutzt werden. Folgende Voraussetzungen müssen gegeben sein:

  • Strohhalme sollten möglichst unbeschädigt und lang sein
  • Rohdichte der gepressten Ballen muss ca. 100 kg pro m³ betragen
  • Strohballen müssen komplett trocken sein und zertifiziert werden
  • Roggen und Weizen sind besonders geeignet

Was kostet ein Strohballenhaus?

Die Kosten für ein Strohballenhaus liegen etwas über dem eines Hauses in einer anderen Bauweise. Stroh ist zwar günstig zu erhalten (ca. 4 Euro pro Ballen) und regional zu beziehen, aber die Konstruktion erfordert mehr Aufwand als beispielsweise ein Wärmedämm-Verbundsystem.

Wer durch Eigenleistung gerne Kosten sparen möchte, für den eignet sich die Strohballenbauweise. Das Material ist leicht zu verarbeiten und das Verfüllen der Gefache kann durch Anleitung eines Experten schnell erlernt werden. Beim Wohnen in einem Strohballenhaus werden zusätzlich Ausgaben eingespart, denn durch die hervorragenden Dämmeigenschaften wird wenig Energie benötigt, was eine Heizung oft überflüssig macht. Daher eignet sich ein Strohballenhaus für die Umsetzung eines Passivhauses.

In Deutschland ist es mittlerweile kein Problem, eine Baugenehmigung für ein Strohballenhaus zu erlangen, sofern ein Ein- oder Zweifamilienhaus gebaut wird und es sich um die Kombination von einer Ständerbauweise mit Stroh als Füllung handelt.

Fazit

Ein Strohballenhaus ist besonders ökologisch und nachhaltig. Da ein Holzhaus die Grundlage bildet, werden hier viele positive Eigenschaften der beiden nachwachsenden Baustoffe vereint. Ein Haus aus Strohballen ist auch für Allergiker geeignet und hat das Potential, zukünftig nicht nur ökologisch bewusste Bauherren glücklich zu machen.

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